Der Gemeinderat von Strullendorf kam in seiner öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 08.12.2014 zu dem Entschluss, dass eine Ortsumgehung für Geisfeld nicht erforderlich wäre.
Der Verkehr in Geisfeld sei seiner Ansicht nach zu gering, die Unfallzahlen sprächen nicht dafür, ferner gäbe es genügend Alternativen zur Ortsumgehung, man müsste massiv in die Natur eingreifen, es sei dafür zu wenig Geld in der Strullendorfer Gemeindekasse und etwaige Enteignungen seien weder sinnvoll noch begründbar.
Der Gemeinderat lehnte somit die Forderung nach einer Ortsumgehung mit einem Stimmenverhältnis von 14:7 ab.
Wir sind der Meinung, dass eine objektivere und ausgewogenere Bewertung der Gegebenheiten in vielerlei Hinsicht fairer und dadurch auch transparenter und zielführender gewesen wäre. Viele Geisfelder und selbst Auswärtige haben mit Unverständnis auf die sehr zügige und in unseren Augen voreilige Rückabwicklung eines seit Jahrzehnten geplanten Bauvorhabens reagiert. Man fühlt sich überfahren mit dieser Abstimmung und der Hoffnung, dass sich endlich eine Lösung für den Durchgangs- und Schwerlastverkehr finden würde, willkürlich beraubt.
Schon seit langem beginnt es sich abzuzeichnen, dass es für angebliche alternative Maßnahmen keine vernünftigen Lösungen gibt.
Grundsätzlich sei angemerkt, dass es in unserem Geisfeld eine lange Tradition des Für- und Miteinanders der hier lebenden Menschen gibt und dass diese Tradition unabhängig vom jeweiligen Diskurs auch künftig Bestand haben soll. In unserem Ort haben Gastfreundschaft, kulturelle und kirchliche Feierlichkeiten und das damit verbundene Ehrenamt seit eh und je einen hohen Stellenwert. Das ist es auch, was Geisfeld nach wie vor so anziehend macht für Besucher, aber auch für Neubürger. Wir alle sollten daher gemeinsam auch weiterhin unseren Ort lebenswert erhalten und ihn gemeinsam zum Positiven gestalten, denn schließlich soll unser Wohnort für uns und auch für nachkommende Generationen ein angenehmer Lebensmittelpunkt bleiben. Der Bau einer Ortsumgehung und der damit verbundene Abschluss der Dorferneuerungsmaßnahmen würden dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.
Wir wollen nun den Lösungsprozess wieder ankurbeln und mit unserer Sicht der Dinge für mehr Verständnis und den unserer Meinung nach überfälligen Bau der Ortsumgehung werben.
Folgende Punkte gibt es demnach zu berücksichtigen:
Die durch den Gemeinderat mit mehreren Tausend Euro initiierte Verkehrszählung fand zu einer Zeit statt, als in Litzendorf die Hauptstraße saniert wurde und die Strecke nach Geisfeld für PKWs durch Ampelregelungen und Staus unattraktiv war. Viele Autos wichen daher auf andere Straßen aus und fuhren nicht wie sonst durch Geisfeld. Außerdem war die Verbindungsstraße Litzendorf- Geisfeld während der Verkehrszählung für LKWs und Busse gesperrt. Der ausgewählte Monat Oktober war darüber hinaus nicht repräsentativ für Geisfeld, da die innerörtliche Verkehrssituation insbesondere in den Sommermonaten neben dem Berufsverkehr zusätzlich von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen belastet wird. Zudem sind es vor allem aber auch die Motorrad- und Autokolonnen, die sich von März bis September unter einem unerträglichen Lärm durch Geisfeld quälen müssen, um als Ausflügler oder Urlauber von Bamberg in die Fränkische Schweiz zu gelangen bzw. umgekehrt, um von der Fränkischen Schweiz nach Bamberg zu fahren.
Es ist unumstritten, dass sich der ländliche Raum zusehends entwickelt und immer mehr Bauplätze entstehen. Aus diesem Grund stellt der „Freistaat Bayern“ für die Verkehrsentlastung von Ortschaften generell und unabhängig vom Verkehrsaufkommen einen Zuschuss in Höhe von 85% bereit. Die Finanzierung des Eigenanteils von 15%, der bei der Gemeinde Strullendorf verbleiben würde, würde bei der aktuell günstigen Zinslage auf 10 Jahre verteilt den Haushalt mit weniger als 80.000 Euro pro Jahr (siehe Rubrik „Finanzierung“) weder proportional noch nominal über Gebühr beanspruchen. Bei einem Jahreshaushalt von 16.675.000,00 € Euro dürfte das eigentlich kein Problem sein. (Basierend auf der Gemeinderatssitzung vom 10.06.2013, kalkuliert mit 1,3 Mio. für die West- und 3,6 Mio. Euro für die Südumgehung)
Von einigen Gemeinderäten war oft von Enteignungen gesprochen worden, ohne dass entsprechend transparente Angaben gemacht wurden. Enteignungen standen jedoch unseres Wissens zu keinem Zeitpunkt zur Debatte! Das Straßenbauamt gab dazu schriftlich am 22.06.2016 bekannt: „Die mit dem Staatlichen Bauamt Bamberg abgestimmten Trassenführungen liegen fast ausschließlich auf den bereits ausgemarkten Flächen, so dass nur in kleinen Teilbereichen Grunderwerb notwendig wird“ - Zitat Ende.
Die gesamte Stellungnahme des staatlichen Bauamtes finden Sie hier: Stellungnahme als PDF laden
D.h. also, für die letzten eventuell fehlenden Teilbereiche könnte man den Eigentümern gleichwertige Ausgleichsgrundstücke anbieten, was bei solchen Bauprojekten allgemein üblich ist.
Hier scheint uns jedoch der kommunale Wille zu fehlen, die letzten noch fehlenden Quadratmeter für Kreuzungsbereiche zu erwerben, um als Vorhabensträger den Art. 13 f FAG für die Ortsumgehung zum Wohle der Allgemeinheit mittels Gemeinderatsbeschluss zu aktivieren.
Das „Amt für ländliche Entwicklung“ hat bereits vor langer Zeit dazu Stellung bezogen und ausdrücklich für Geisfeld eine Ortsumgehung begrüßt. Der Zuschuss vom „Freistaat Bayern“ ist vordergründig für solche Orte wie Geisfeld aufgelegt worden, um diese vom Verkehr zu entlasten, da die dörflichen Straßen in Vorzeiten entstanden sind, als an Autos noch lange nicht zu denken war. Die teils viel zu geringe Straßenbreite, zu wenige oder befahrene Gehsteige, gefährliche Ausfahrten, sowie Busse und LKWs, die auf Kreuzungen und auch am Stoppschild Richtung Rossdorf wenden, um z.B. von der Magdalenenstraße als Rechtsabbieger in die Litzendorferstraße zu gelangen, sind hohe Risikofaktoren! Die Fahrzeuge stoßen dabei mehrmals zurück, ohne dass im rückwärtigen Bereich für ausreichend Sicherheit gesorgt werden kann! Und der dabei immer wieder auftretende Rückstau kann für Einsatzfahrzeuge wie Feuerwehr und Rettungswagen zu einem riesigen Problem werden!
In Geisfeld ist es für Kinder, Behinderte und ältere Menschen recht beschwerlich und zum Teil auch gefährlich über die Straßen zu kommen. Einige Gehsteige sind zu schmal, werden in den engen Kurven regelmäßig von Autos befahren, oder enden irgendwo im Nirgendwo. Um in die Geisfelder Kirche und auch um zum Friedhof zu gelangen, muss der weitaus überwiegende Teil der Einwohner über mindestens eine der beiden Hauptstraßen gelangen. Und wer schon einmal miterlebt hat, wie mühsam es ist, einen Rollstuhl oder Rollator durch den Ort und über die Straßen schieben zu müssen, oder am eigenen Leib mitbekommt, wie risikoreich Familien mit kleinen Kindern mit dem Fahrrad auf den schmalen Gehsteigen durch das Dorf fahren müssen, der kann dem nur vollends zustimmen.
Kinder kennen die Gefahren des Straßenverkehrs noch nicht und man kann sie sicherlich immer wieder davor warnen und aufklären. Das allein bewahrt sie jedoch nicht davor, in ihrer kindlichen Naivität die Geschwindigkeit durchfahrender Autos falsch einzuschätzen. Muss es denn erst zu einem schweren Unfall oder Gott bewahre gar zu einem Todesfall kommen? Briefe mit der Bitte um Stellungnahme zu diesem Thema wurden leider vom Bürgermeister und einigen Gemeinderäten bisher viel zu wenig berücksichtigt. Gleiches gilt für die Schreiben des Bauernverbandes, sowie der ansässigen Wirtshäuser „Büttel“, „Grieß“ und „Krug“ (Beide Briefe nachzulesen unter "Presse-Echo, Filme & Briefe")! Für die Gastronomie und den innerörtlichen Tourismus sind der Verkehrslärm und die Abgasbelastung, die vom Durchgangsverkehr ausgehen, nicht zuträglich und Übernachtungsgäste werden zusehends abgeschreckt. Der gemeinsame Brief unserer drei Wirtshäuser vom 12.03.2015 ist bis heute leider unbeantwortet geblieben.
Auch die angedachte und teilweise auch umgesetzte Verwendung von Steuergeldern gibt uns zu denken. Die Planung einer zubetonierten Sitzecke für ca. 80.000 Euro zwei Meter neben der Hauptstraße direkt gegenüber der Kirche, eine Fahrbahneinengung bei einem ohnehin bestehenden Nadelöhr in der Nähe des Biergartens vom „Gasthof Büttel“ und dem „Gästehaus Luisenhof“, die Schaffung von Fahrbahnquerungen an den Ortsrändern, die nichts an der innerörtlichen Verkehrssituation ändern würden und eine für 280.000 Euro in unseren Augen völlig überproportionierte teure Friedhofserweiterung, sind in unseren Augen „Trostpflaster“ des Gemeinderates, die unseren Ort nicht wesentlich voranbringen. Wenn man allein nur die Kosten der Verkehrszählung zzgl. der Sitzecke und die der Friedhofserweiterung addiert, so hätte die Summe den kommunalen Anteil an der Ortsumgehung für vier von zehn Jahren im Voraus erfüllen können!
siehe Finanzierung
Während der Flurbereinigung ist bereits vor Jahrzehnten der Grundstock für die Ortsumgehung gelegt worden. Die heutige Trasse der Westumgehung war Agrarland, was die Eigentümer damals zur Verfügung stellten. Es gab also bereits von Anfang an den erforderlichen Blick für Mensch und Umwelt. Außerdem haben alle Bewohner von der Flurbereinigung direkt oder indirekt profitiert, sofern sie denn die neu geschaffenen Wege für die Ausflüge in die Natur zu nutzen wissen, bzw. auch, weil das Geisfelder Umland dadurch touristisch aufgewertet worden ist. Um die Natur zu schonen und dem gesellschaftlichen Anliegen der „Fränkischen Toskana“ gerecht zu werden, sollte es letztlich eine Frage des technischen Details sein, wie die Ortsumgehung baulich umgesetzt wird und wie die südliche Trasse – sie ist wohl das Hauptstreitthema- so naturverträglich wie möglich über den Taleinschnitt geführt werden kann. Und selbst wenn man sich aus Kostengründen nicht für eine durch Säulen getragene Überbrückung entscheiden würde, so könnte man sicherlich bei einer Variante, die als Damm mittels Röhrenquerung zur Beschlussreife geführt werden würde, eine ökologisch sinnvolle Bepflanzung der Böschung einplanen. Außerdem ist zurückliegend noch nicht ernsthaft über Schallschutzeinrichtungen nachgedacht worden. Eine optimierte Profiltiefe der Straße- insbesondere bei der Südumgehung- würde den Schall wesentlich dämpfen, zumal wenn man hier ein Tempolimit von 70 km/h festlegen würde. Hätte man sich im Rathaus von Strullendorf in unseren Augen ergebnisoffen für eine Ortsumgehung interessiert, so wäre es sicher auch möglich gewesen, hier Fördermittel in die Planungen einfließen zu lassen. Zudem hätte man eigene Alternativen zum Schallschutz anbieten können, um mit den Geisfelder Bürgern und insbesondere mit den dortigen Anliegern in der Nähe der Trasse eine Konsens fähige Lösung zu finden. Selbst der Besitzer des Geisfelder „Grießkellers“ bejaht ausdrücklich den Bau einer Ortsumgehung.
Der jetzige „status quo“ begrenzt das Beantragen von staatlichen Fördermitteln für die Sanierung von Häusern. Die positiven finanziellen Effekte hingegen, die mit einer Dorferneuerung verbunden wären, werden von kommunaler Seite nicht betont oder gar gesehen. Der Bürger sollte erfahren, welche finanziellen Zuschüsse den Geisfeldern durch die Ablehnung der Ortsumgehung verwehrt werden. In diesem Zusammenhang ist die unvollendete Dorferneuerung zu erwähnen, die zwar von der Gemeinde Strullendorf seinerzeit von den Anliegern an den Hauptstraßen mittels Bescheid finanziell erhoben worden ist, jedoch nie vollendet und auch bis zum heutigen Tage bei vielen Bürgern nicht abgerechnet worden ist. Ohne die Herausnahme des Schwerlastverkehrs wird es auch nie eine Fertigstellung der angestrebten Dorferneuerung geben können, weil ganz einfach der Platz dafür fehlt.
Geisfeld ist mit seinen vielen schmucken Fachwerkhäusern und seiner urigen Gastronomie seit langer Zeit schon ein Aushängeschild für die „Fränkische Toskana“. Doch wenn man weiterhin den Schwerlastverkehr durch die viel zu engen Straßen rumpeln lässt, dann wird das sogenannte „Tor zur fränkischen Schweiz“ zum Nachteil der Einwohner ein Nadelöhr bleiben und die vom Durchgangsverkehr verursachten Erschütterungen werden die alten z.T. denkmalgeschützten Häuser auch weiterhin schädigen. In Aussicht gestellte Alternativen werden die Erschütterungen nicht dämpfen! Auch ein sogenannter Flüsterbelag als neue Fahrbahndecke würde da herzlich wenig ändern. Lärm und Abgase wären bei dieser „Alternative“ unverändert vorhanden.
Bei der Gemeinderatssitzung vom 20.02.2017 wurde als ernsthafter Vorschlag präsentiert, die „Alte Dorfstraße“ als verkehrsberuhigte Anliegerstraße für den Busverkehr wieder zu öffnen. Dies wäre nicht nur ein enormer Nachteil für die Anwohner, sondern auch für die dortigen Gewerbetreibenden. Ein regelmäßiger Busverkehr hätte mindestens ein einseitiges Halteverbot in der Straße zur Folge, was sich auf die ansässigen Unternehmen wie Metzgerei, eine Elektrofirma, ein Wirtshaus, drei Pensionen und auch für die Versorgungs- und Entsorgungsfahrzeuge äußerst negativ auswirken würde. Alle benötigen sowohl Platz als auch Standzeit zum Be- und Entladen. Auch würde das zu erwartende Halteverbot in erheblichem Maße die Parkmöglichkeiten der Kundschaft der Metzgerei Kalb einschränken und Übernachtungsgäste und Wirtshausbesucher müssten sich weiter entfernte Parkplätze suchen. Auch das Einbiegen auf die Litzendorfer Straße wäre ziemlich problematisch, denn der dafür benötigte Radius des Einlenkens würde in den Gegenverkehr eingreifen. Somit wären wiederum Staus und Abgase vorprogrammiert und man hätte nichts gewonnen. Außerdem könnten rücksichtslose Motorradfahrer die alte Dorftrasse auch als Abkürzung nutzen. Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass die „Alte Dorfstraße“ als verkehrsberuhigte Anliegerstraße für unsere verschiedenen Dorffeste der kulturelle Mittelpunkt ist und bei der Dorferneuerung bewusst vom Durchgangsverkehr befreit wurde. Bleibt wie immer unser Fazit: Würde man den Schwerlast- und Durchgangsverkehr aus dem Ort verbannen, so hätten es die Busse wesentlich einfacher durch Geisfeld zu fahren. Gleiches gilt für die vom Gemeinderat ins Spiel gebrachten drei Querungshilfen an den Ortsrändern für sage und schreibe ca. 350. 000 Euro. Eine fadenscheinige Investition, auf die man dann ebenso verzichten könnte!